Von der Freiheit der Meere, Ballastwasser und Möwen: Jura-AG besuchte Hamburg
Die Jura-AG hat vom 16. bis 19. Januar 2025 Hamburg besucht. Themenschwerpunkte waren „Völkerrecht“, „Strafrecht“ und „Ablauf des Jurastudiums“.
Am Donnerstag, 16. Januar 2025, startete unsere Reise am Mannheimer Hauptbahnhof um 9.00 Uhr. Nachdem wir gegen 13:30 Uhr angekommen waren, brachten wir unsere Koffer ins Hotel in Altona. Anschließend waren wir gegen 16.00 Uhr am Internationalen Seegerichtshof. Wir hatten uns zuvor in unseren AG-Treffen mit Teilen des Seerechts und mit dem Statut des Internationalen Seegerichtshofs beschäftigt. Hier führte uns Frau Julia Ritter, die Leiterin der Presseabteilung, besonders freundlich herum. Sie erzählte uns viel Spannendes über die Arbeit dieses internationalen Gerichts, beispielsweise dass dieses seit der Konstituierung im Jahr 1996 „nur“ 33 seerechtliche Streitfälle bearbeitet hat. Diese Tatsache macht den Internationalen Seegerichtshof jedoch nicht bedeutungslos. Im Gegenteil ist der von 166 Staaten getragene Gerichtshof von sehr großer Bedeutung nicht nur für die konkrete Streitschlichtung, sondern auch für die Weiterentwicklung des internationalen Seerechts. Der Internationale Seegerichtshof beschäftigt sich hauptsächlich mit Streitigkeiten unter Staaten rund um das UN-Seerechtsübereinkommen. Die Fälle betreffen beispielsweise die Freiheit der Meere, die Beschlagnahme von Schiffen (ggf. mit Festsetzung der Besatzungen) und die Grenzziehung zwischen Staaten im Meeresbereich. Von besonderer wirtschaftlicher Bedeutung sind Abbaurechte für maritime Ressourcen (z.B. Öl, Gas, Bodenschätze) und Fischereirechte. Die Streitparteien reichen zunächst Schriftsätze ein und reisen dann üblicherweise mit großen Delegationen an, um in Hamburg vor dem Gerichtshof mit bis zu 21 Richterinnen und Richtern zu verhandeln. Vor Ort finden die Staaten manchmal einvernehmliche Verständigungen, was uns am Beispiel eines Streitfalls zwischen Singapur und Malaysia um eine geplante Neulandgewinnung plastisch erklärt wurde.
Gegen Abend trafen wir uns dann mit Dr. Thomas Belz in einer Pizzeria zum italienischen Abendessen. Hier erzählte er uns Einiges über seinen Beruf als Steuerberater in Hamburg. Ein Highlight seines Berufes ist, dass er viele Unternehmer bei Entscheidungen begleitet und unterstützt. Er erklärte uns den Sinn von Steuern, die Steuerarten und die Aufgaben eines Steuerberaters. Er erzählte uns auch einige spannende und amüsante Anekdoten aus seinem Berufsleben.
Bevor wir am Freitag zur Fähre aufgebrochen sind, um mit dieser zur Wasserschutzpolizei zu gelangen, feierten wir Leandros Geburtstag. Wir sangen ihm ein Geburtstagslied, aßen Geburtstagskuchen und er bekam von der Gruppe ein kleines Geschenk. Bei der Wasserschutzpolizei angekommen, wurden wir von dem Leiter für Zentrale Aufgaben des Wasserschutzpolizeikommissariats 2, Herrn Vierling, und von seinem für Ausbildungsaufgaben zuständigen Kollegen, Herrn Romanowski, herzlich empfangen. Sie erklärten uns die einzigartigen Tätigkeiten und die Wichtigkeit der Wasserschutzpolizei in Hamburg mit einer umfangreichen Präsentation. Wir hatten uns in der AG bereits mit der Reisefreiheit im Schengen-Raum und mit zollrechtlichen Abläufen beschäftigt. Bei der Präsentation kam uns auch zugute, dass wir die Aufteilung des Meeres in nationale und internationale Gewässer bereits aus der AG und dem Besuch beim Internationalen Seegerichtshof kannten. Bei der Wasserschutzpolizei Hamburg arbeiten rund 500 Kolleginnen und Kollegen für die Sicherheit im und um den Hamburger Hafen bis zur Mündung der Elbe in die Nordsee. Auf der Nordsee selbst übt die Wasserschutzpolizei in einem klar umrissenen Bereich hoheitliche Befugnisse aus. Die Wasserschutzpolizei in Hamburg hat nicht nur „normale“ Aufgaben, sondern erfüllt auch grenzpolizeiliche Aufgaben, die üblicherweise beispielsweise der Bundespolizei zukommen, etwa die Kontrollen bei der Einreise aus Nicht-Schengen-Staaten. Uns wurden auch Einsatzmittel, insbesondere die Boote, vorgestellt. Wir lernten, dass die größten Schiffe eine Länge von rund 400 m haben; das entspricht mehr als einem ICE und einem Airbus A 380 zusammen. Solche Schiffe transportieren bis zu 20.000 Container, die im Hafen abzufertigen sind. Ein Schiff dieser Länge konnten wir aus dem Fenster sehen. Wahrscheinlich hat auch dieses Schiff sog. Ballastwasser mitgeführt, das die Schiffe zur Stabilisierung aufnehmen, wenn sie nur teilweise oder gar nicht beladen sind. Mitaufgenommen werden dabei Meerestiere aus anderen Regionen der Erde, die an anderer Stelle, nämlich dort, wo das Ballastwasser wieder abgelassen wird, invasiv sein und heimische Arten verdrängen könnten. Zum Schutz der Umwelt gelten für Ballastwasser daher besondere Vorschriften zur Aufnahme und Abgabe.
Darauf folgte eine kleine Mittagspause. Hinterher empfing uns Frau Staatsanwältin Melsheimer sehr freundlich. Im Neubau der Staatsanwaltschaft fuhren wir in den zehnten Stock. Frau Melsheimer hatte eine Präsentation vorbereitet, in der sie besonders auf die Aufgaben und die einzelnen Abteilungen der Staatsanwaltschaft in Hamburg einging. Besonders spannend fanden wir hier, welche Abteilungen sich mit welchen Straftaten befassen. Wir besprachen mit Frau Melsheimer die Schutzgüter im Strafrecht, also die Frage, was durch die einzelnen Strafnormen geschützt wird, z.B. Leben, Gesundheit und Eigentum. Wir lernten die strafprozessualen Verfahrensstadien kennen: Im Ermittlungsverfahren klärt die Staatsanwaltschaft mit Unterstützung der Polizei die Tat auf, im Hauptverfahren verhandelt das Gericht über die Anklage der Staatsanwaltschaft und im Vollstreckungsverfahren wird eine ausgeurteilte Strafe vollstreckt. Frau Melsheimer berichtete auch von ihrem persönlichen Werdegang und den vielfältigen verschiedenen Themenschwerpunkten, mit denen Staatsanwälte in den verschiedenen Abteilungen befasst sind.
Gegen 15.00 Uhr konnten wir dann in Kleingruppen die Stadt erkunden. Hier besuchte z.B. ein Teil der Gruppe die St. Michaelis-Kirche, kurz genannt „Michel“. Nach dem Abendessen in einer Trattoria, begaben wir uns zu einem Outdoor-Escape-Room. Das „Opolum“ bot die Möglichkeit, in drei Kleingruppen verschiedene Rätsel zu lösen und dabei insgesamt 3,5 km durch die Speicherstadt zurückzulegen. Hierbei gab es einige Schwierigkeiten aufgrund des nebeligen Wetters, aber alle Gruppen schafften es, die Rätsel zu lösen.
Am Samstag durften wir um 10.00 Uhr die Bucerius Law School besuchen, die als private Hochschule von der „Zeit-Stiftung-Bucerius“ im Jahr 2000 gegründet wurde. Hier haben die Studenten Jana und Jonas einen Fall von Körperverletzung mit uns durchgearbeitet, was unsere bisher in der Jura-AG behandelten strafrechtlichen Themen sinnvoll ergänzt hat. Danach haben sie uns durch den Campus geführt und ein paar Einzelheiten zu der Universität mit uns besprochen. Zum Beispiel kostet das Studium dort Studiengebühren, Hierfür gibt es die Möglichkeit, die Studiengebühren in Form eines umgekehrten Generationenvertrages aus dem späteren Gehalt abzubezahlen.
Um 15.30 Uhr wurden wir durch die Hamburger Kunsthalle geführt. Hier lag der Themenschwerpunkt auf der Entwicklung der Darstellung der Zeit in der Kunst. Dort haben wir uns sowohl leicht verständliche als auch sehr abstrakte und umstrittene Werke angesehen. Wir begannen bei einem Gemälde aus dem Jahr 1889 von Max Liebermann mit dem Titel „Die Netzflickerinnen“ und arbeiteten uns vor bis zur Gegenwart. Abendessen gab es dann bei einem Vietnamesen.
Anschließend besuchten wir um 20.00 Uhr die Vorstellung „Die Möwe“ von Anton Pawlowitsch Tschechow des Hamburger Kellertheaters. Zu unserer Überraschung und unserer Freude haben sich die Schauspielerinnen und Schauspieler sowie die Regisseurin nach der schönen Vorstellung noch etwas Zeit genommen, um unsere zahlreichen Fragen sehr offen und ausführlich zu beantworten.
Unser Sonntag startete nach dem Frühstück mit einer Hafenrundfahrt. Danach haben wir uns ein klassisches Hamburger Fischbrötchen gegönnt. Der Elbphilharmonie mussten wir natürlich auch noch einen Besuch abstatten. Leider ging es für uns dann zurück zum Hotel, um unsere Koffer abzuholen. Um 15.24 Uhr haben wir dann unseren ICE zurück nach Hause genommen und waren gegen 20.00 Uhr wieder am Mannheimer Hauptbahnhof.
Abschließend lässt sich sagen, dass es eine gelungene Fahrt war, bei der wir viel lernen und mitnehmen konnten. Es haben sich viele neue Freundschaften ergeben und die Gruppe war sehr sehr toll.
Ein riesiges Dankeschön geht hierbei an Herrn Dr. Alexander Belz, der die Fahrt organisiert hat und Schwung in die Gemeinschaft gebracht hat. Wir danken auch Frau Maria Rozenberg für die sympathische Begleitung auf unserer Reise.
Verfasser: Kim Haag (10a) und Arta Sayyad (KS1)

















