Verabschiedung des Schulleiters (2)
Als vierter Schulleiter des Copernicus-Gymnasiums wirkte Herr Peter Müller von 2012-2018. Zuvor war er bereits als Abteilungsleiter und dann Stellvertreter des Schulleiters seit dem Jahr 2005 an der Schule aktiv. Der Weltenbummler, Herr Müller unterrichtete mehrere Jahre in den Deutschen Schulen zu Costa Rica und Ecuador (Quito), hat nun Zeit, sich seinen Hobbys und der Familie zu widmen.
Der Bericht gibt in loser Folge die Reden wieder, die am 5. Juli 2018 während eines Festaktes in der Jugendstilhalle Philippsburg gehalten wurden. Es gilt das gesprochene Wort.
Atmosphärisch dichte Fotografien des Ereignisses stellt Amelie Göbel (9d) bereit. Vielen Dank! (ki)
Impressionen (Amelie Göbel)
Die Rede des Bürgermeisters der Stadt Philippsburg, Herr Stefan Martus:
Sehr geehrte Ehrengäste,
meine sehr geehrten Damen und Herren,
und -vor allem-
sehr geehrter Herr Müller,
„Ein Abschied schmerzt immer,
auch wenn man sich schon lange darauf freut.“
Diesen Satz hat der österreichische Schriftsteller Arthur Schnitzler geprägt.
Nach nunmehr sechsjähriger Tätigkeit als Schulleiter des Copernicus-Gymnasiums und einer wahrhaften Ära, in der Sie fast vier Jahrzehnte lang als Lehrer im Schuldienst wirkten, bereiten Sie sich, sehr geehrter Herr Müller, nun auf Ihren gleichzeitig schmerzenden wie auch freudigen und vor allem wohlverdienten Abschied vom Schuldienst vor.
Sehr geehrter Herr Müller,
Sie dürfen sich nun auf so viele wunderschöne Dinge des Lebens freuen, dass Sie keinen Abschiedsschmerz verspüren müssen. Im Bewusstsein, für Ihre Schüler stets Herausragendes geleistet zu haben, wird Ihnen der Blick auf Ihre Zeit als Lehrer und Schulleiter immer in guter Erinnerung bleiben.
Denn in den vielen Jahren Ihrer Arbeit als Pädagoge sind Sie Ihrer gewiss nicht immer leichten Aufgabe mit großem Engagement und unbestreitbarem Erfolg nachgegangen. Dafür gelten Ihnen heute unser aller herzlicher Dank und meine persönliche Anerkennung.
Anerkennung für die geleistete Arbeit, wie Sie sie heute sicherlich oft zu hören bekommen, ist etwas, was uns allen gern zuteilwird und was uns Menschen auch zu neuen Leistungen motiviert.
Doch ausgerechnet Lehrerinnen und Lehrern, die einer so verantwortungsvollen Arbeit nachgehen – sie bereiten schließlich den Weg unserer Kinder in die Zukunft-, begegnet Lob und Anerkennung wohl nicht so oft, wie es Ihnen gebühren würde.
Für einen Schulleiter in verantwortungsvoller Position steigt die Arbeitsbelastung wiederum noch einmal um ein Vielfaches.
Sehr geehrter Herr Müller,
für Sie war die Tätigkeit als Pädagoge und Schulleiter kein x-beliebiger Job.
Ich brauche Ihnen als Schulleiter nicht zu sagen, welch große Anforderungen an Sie in Ihrer Position gestellt wurden.
Die Schülerschaft, die Eltern, das Kollegium, die Schulaufsicht, sie alle erwarten von einem Schulleiter, für einen reibungslosen Ablauf des Schulalltags und damit die Erfüllung des Bildungsauftrags zu sorgen sowie sich um alle auftauchenden Anliegen zu kümmern.
Frau Abteilungspräsidentin Bauer hat uns zuvor in gleichermaßen kundiger, wie liebenswürdiger Weise, die Vita des künftigen Ruheständlers übermittelt und dabei dessen Lebensleistungen gewürdigt.
Aus Sicht des Schulträgers kann ich diesen Ausführungen nur beipflichten.
Sehr geehrter Herr Müller,
wir hatten auch außerhalb Ihres schulischen Wirkens Kontakt:
Seit vielen Jahren sind Sie im Kuratorium der Städtepartnerschaft Philippsburg – Ile de Ré Beisitzer.
Es ist mir ein Bedürfnis, Ihnen heute, anlässlich Ihres Ausscheidens aus dem Berufsleben, noch einmal herzlich für alles zu danken.
Ich wünsche Ihnen im Namen der Stadt Philippsburg, ihres Gemeinderates und ihrer Verwaltung, ebenso im Namen der Nachbargemeinden und deren Gremien,
sowie namens des Partnerschaftskuratoriums Philippsburg / Ile de Ré für Ihren neuen Lebensabschnitt alles Gute, vor allem Gesundheit und Zufriedenheit.
Jetzt beginnen eigentlich die schönen, ruhigen und erholsamen Tage, frei von Sorgen der beruflichen Arbeit.
Eigentlich.
Doch erfahrungsgemäß wird für viele Ruheständler und Rentner diese Zeit mitunter recht stressig.
Oft durchgehend stressig, weil ja auch – schlimm genug – die Ferien künftig entfallen, die bisher dazu dienten, ein wenig Kraft zu schöpfen.
Vom Schweizer Publizist und Aphoristiker Ernst Reinhardt stammt folgendes Zitat:
Der Ruhestand bedeutet kein Stehenbleiben, sondern ein ruhiges Weitergehen.
Dass Sie sich für dieses ruhige Weitergehen genügend Zeit nehmen, das wünsche ich Ihnen von ganzem Herzen.
Mit diesem Wunsch verbinde ich meinen Dank für die Zusammenarbeit, genügend Zeit, um die kommende „Freie Zeit“ klug auszufüllen und vor allem:
Viele, viele Jahre in Gesundheit, Glück und Zufriedenheit.
Von dieser Zeit sind Sie, sehr geehrter Herr Uhde, noch weit entfernt!
Ich darf Sie zu Ihrer neuen Aufgabe als Schulleiter am Copernicus-Gymnasium Philippsburg beglückwünschen.
Zu dieser Ernennung gratuliere ich Ihnen – auch im Namen des Gemeinderates der Stadt Philippsburg – sehr herzlich.
In Ihrem neuen Amt wünsche ich Ihnen alles Gute, viel Erfolg und noch viele hoffnungsvolle Schülerinnen und Schüler in den nächsten Jahren Ihrer verantwortungsvollen Tätigkeit.
Die Stadt Philippsburg wird Sie bei der Erfüllung Ihrer Aufgaben nach Möglichkeit gerne unterstützen.
Zum Schluss darf ich stellvertretend einige Worte von Herrn Hans Sonnentag,
an Sie, sehr geehrter Herr Müller, richten:
Lieber Peter,
da ich gerade auf einer wunderschönen und beeindruckenden Wohnmobilreise auf dem Rückweg vom Nordkap über die wilden und abwechslungsreichen Lofoten wieder in Richtung Polarkreis wärmere Gefilde ansteuere, kann ich bei Deiner Verabschiedung leider nicht dabei sein. Aus ca. 3.000 km Entfernung möchte ich Dir dennoch zum Erreichen Deines Ruhestandes gratulieren und Dir alles Gute wünschen.
Ich danke Dir für die gute gemeinsame Zeit als Fachabteilungsleiter und Stellvertreter sowie für das, was Du dann als Schulleiter für unser Copernicus-Gymnasium geleistet hast.
Persönlich wünsche ich Dir Glück und Gesundheit im Ruhestand und dass Du ihn genauso aktiv wie ich mit vielen schönen und interessanten Dingen und Reisen ausfüllen kannst.
Alles Gute und herzliche Grüße.
Die Rede des Schulleiters, Herrn Peter Müller:
Sehr geehrte Frau Präsidentin Bauer,
sehr geehrte Frau Leitenden Regierungsschuldirektorin Ruder-Aichelin,
Herr Bürgermeister Martus, geehrte Honoratioren,
Herr Prof. Stumpf, liebe Schulleiterkollegen der umliegenden Gymnasien,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
liebe Schülerinnen und Schüler,
auch ein herzliches Willkommen meinem persönlichen Brandschutzbeauftragten und natürlich
LIEBE SIGRUN!
Schön, dass Sie der Einladung meines Stellvertreters, Herrn Beck, gefolgt sind und sich heute Zeit genommen haben. Ich werde mich so kurz wie möglich fassen, aber nachdem ich jetzt das allerletzte Worte habe, hole ich erst mal weit aus.
Ich bin ein Flüchtlingskind.
Ob man mir das heute noch anmerkt? „Mensch, schwätz deitsch, Kerle“ bekam ich 1958 zu hören. Mit 56 Familien waren meine Eltern und ich in einer Baracke untergebracht. Es gab Drei-Stock-Betten in der großen Halle in Gießen, die durch aufgehängte Wolldecken getrennt waren. Ich hätte so gerne ganz oben geschlafen, meine Mutter war dagegen und sie hat sich durchgesetzt.
Wenn heute gelegentlich ein Flüchtlingskind bei uns im Gymnasium auftaucht, dann ist es deshalb meiner Sympathie sicher. Einige konnten mit dem Lernen der deutschen Sprache und der Inhalte Schritt halten. Darüber freue ich mich immer.
Und ich denke beim Anblick dieser Kinder und ich sehe: „Wenn Ihr etwas wirklich und unbedingt möchtet, dann schafft Ihr das auch!“
Seit Ostern 1960, am 21. April, hat mich die Schule nicht mehr losgelassen.
Seither waren Kultusminister – in der Reihenfolge der Länge ihrer Dienstzeit:
Wilhelm Hahn, Gerhard Mayer-Vorfelder, Anette Schavan, Gerhard Storz, Helmut Rau, Marianne Schulz-Hector, Andreas Stoch, Roman Herzog, Gabriele Warminsky-Leitheußer, Susanne Eisenmann, Marion Schick.
In der Länge der Dienstzeit kann Frau Dr. Eisenmann noch aufholen.
Die Kultusminister waren Pädagogen, Germanisten, Anglisten, Juristen, ein Sportler, eine Verwaltungswirtin und ein Journalist war dabei.
Eigentlich sind noch zwei weitere Minister zu nennen.
Theodor Heuss und Willy Hellpach.
Theodor Heuss war 1956 „Kult-Minister von Württemberg“ – ein schöner Titel – oder nicht? Es war damals auch das Kultministerium.
Warum also Ostern Einschulung?
Ostereier als Symbole beginnenden Lebens. Möglicherweise wurde da an aufblühende Talente unter den ABC-Schützen gedacht. Vielleicht wurden Sie, verehrte Anwesende, aufgrund Ihrer Jugend im Herbst eingeschult. Warum wurde das umgestellt?
Diese Erkenntnis haben wir dem einzigen Psychologen unter den Ministern zu verdanken, Herrn Hellpach aus Karlsruhe:
„Die Jahreskurve der jugendlichen Leistung“,
so hatte 1939 der Psychologie-Professor Willy Hellpach festgestellt,
„… enthüllt uns… ein körperliches und geistiges Tief im Hochsommer, (also ungefähr jetzt) ein körperliches und geistiges Hoch im Frühwinter (kommt noch), ein körperliches Hoch mit einem geistigen Tief im ganzen Frühling (war schon), schon im Spätwinter sich anbahnend und in das Hochsommerdoppeltief einmündend.“ Das kommt, wenn ich weg bin.
Die Umstellung für dieses körperliche und geistige Tief im Herbst hatte zwei Kurzschuljahre zur Folge, ältere Kollegen werden sich noch erinnern.
Bei mir hat es die Pubertät verkürzt und ich hatte mit 17 dafür mein Abitur. Das dürfte aber inzwischen auch verwachsen sein.
Bis heute hat mich die Schule festgehalten – oft auch fasziniert, in die Ferne und nach Hause getrieben, selten heruntergezogen.
Die insgesamt 7 Jahre in Costa Rica und Ecuador haben mich geprägt und Einiges gelehrt, auch für das Schulleben: Man muss nicht immer alles „typisch deutsch“ machen, es gibt in anderen Erdteilen andere Regularien, die uns im Alltag gut täten.
Und: südamerikanisches Temperament ist einfach lockerer und fröhlicher und führt doch auch zum Ziel.
Physiklehrer, Biologielehrer und Chemiker haben in manchen Ländern einen Ingenieur an der Schule, der die Experimente für den Unterricht aufbaut und durchführt.
Keine Angst, das ist bei uns nicht angedacht.
Ab heute habe ich keine Ferien mehr. Gott sei Dank habe ich Ideen für ein Leben ohne Schule – es ist bestimmt nicht sinnlos. Der ehemalige Kollege, mit Vornamen „Walter“, hat vom „Pensionärshimmel“ gesprochen; Walter war schon immer gerne ironisch.
Bevor ich zu meinen Danksagungen komme noch eine Kleinigkeit:
Mein Referendariat hatte als Grundlage den „Lehrplan“ (der hieß damals wirklich so) fürs Gymnasium von 1957.
HIER IST ER! Im Original! 220 Gramm schwer, etwa 2 Tafeln Schokolade, nur nicht so süß.
Davon die Mathematik: 2 DIN A 5 Seiten für alle Klassenstufen, Physik ebenso. Die zwei Seiten konnte man immer aus der Tasche ziehen.
Den Bildungsplan von heute, das verstehen Sie bestimmt, habe ich nicht mitschleppen wollen. Zumal Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen ihn doch in- und auswendig kennen und in den kommenden Jahren sogar noch verfeinern werden.
Fast scheint es mir ein Wunder, dass wir damals studierfähig geworden sind.
Ich komme zum Schluss.
Lassen Sie mich Ihnen danken:
Der Stadt Philippsburg
zuvörderst Herrn Bürgermeister Martus, Kämmerer Day und den Verwaltungsmitarbeitern für die finanzielle und logistische Unterstützung, Herrn Schweikert und den Schulsozialarbeiterinnen für die Lösungen vertrackter Probleme.
Dank dem Regierungspräsidium, heute hier vertreten durch Frau Ruder-Aichelin und Frau Bauer natürlich, für die vertrauensvolle Zusammenarbeit .
Der wertgeschätzten Kollegen der umliegenden Gymnasien.
Den Schulleiterinnen und Schulleitern des Schulsprengels für die sehr effektive und informativen Treffen der 25 beteiligten Schulen. Herr Altrieth, die Montessori-Pädagogik z. B. in Mathematik habe ich nicht vergessen!
Ganz besonderen Dank den Schulleitern des Sprengels:
Frau Dr. Kreisel, Frau Graf, die Herren Schmidt/Schmitt und Herrn König von Huttenheim. Manches Mal hat ein kurzes Telefonat schon Klarheit und Beruhigung geschaffen. Danke für dieses Vertrauen.
Einen echten Freund habe ich unerwartet in den letzten Jahren gewonnen: lieber Ingo, unsere tiefe Freundschaft wird dieses Schuljahr sicher lange überleben!
Dank auch dem Kollegium des Copernicus-Gymnasiums, dass Sie mich „beraten“ haben, wenn ich mit „festem Mut“ eine Grundüberzeugung umsetzen wollte.
Insbesondere mein tief empfundener Dank an Alexandra Weithofer, Michael Beck, Thorsten Uhde und Stefan Kirstätter. Ich muss Ihnen sagen, das war eine wunderbare Mischung.
Dem örtlichen Personalrat,
Dank den Damen aus dem Sekretariat:
Frau Wilfinger, Frau Unser, Frau Schreiner, Frau Springer, Frau Herzog und natürlich Frau Goppelsröder.
Helfende Hände mit Herz und Hirn!
Dazu gehören natürlich auch die Hausmeister, zuletzt Herr Hormuth und natürlich Frau Wittemann.
Von den Schülerinnen und Schülern und den Kolleginnen und Kollegen werde ich mich am letzten Schultag mit einer gebührenden Party verabschieden.
Um die Zukunft ist mir nicht bange.
Meinem Nachfolger wünsche ich allezeit ein glückliches Händchen und Ihrer alle Unterstützung. Dem Copernicus-Gymnasium Philippsburg (und damit seinem weiträumigen Einzugsbereich) möge eine große Zukunft beschieden sein.
Dazu wünsche ich Gottes Segen.
Dankeschön.
PS: die Bienen unserer Schule haben für Frau Bauer und Frau Ruder-Aichelin eine Extra-Schicht mit preisgekröntem Sommer- und Winter-Honig eingelegt und wollen Ihnen den Besuch in Philippsburg versüßen. Hoffentlich bleiben die Bienen auch in Zukunft noch so motiviert durch ihren Herrn und Imker – Herrn Uhde.