„Zeichnen ist eine Form des Nachdenkens auf Papier!“
(Saul Steinberg, 1914-1999)
Würde man uns ein Manifest, eine Festlegung abverlangen, dann stünden wir erst einmal ɟdoʞ. Wie können wir der Offenheit und Freiheit, die unser Fach verlangt, Gewalt antun, Zwang, Festlegung zulassen?
¡uǝʇsǝɟıuɐɯ ɹoʌ ʇɥɔɐqo
Würden wir erneut gebeten werden, dann würden wir möglicherweise mit Saul Steinberg sagen:
„Zeichnen ist eine Form des Nachdenkens auf Papier!“, weil wir die Kopplung von Hand und Kopf an uns selbst immer wieder als bereichernd erleben.
Vielleicht würden wir auch mit Byung-Chul Han rufen: „Jede Form ist ein Umweg“. Der Umweg ist das Ziel, meiden wir das Naheliegende, die abgetretenen Pfade! Wir lieben die Umwege; nur die Umwege lassen uns Entdeckungen machen. Wir nehmen uns Zeit für die Umwege!
Je nach Laune würden wir eventuell auch mit Bert Brecht fordern „Glotzt nicht so romantisch!“, weil wir das Bild nicht als beiläufige Illustration und Konsumgut, sondern als keineswegs selbstverständliches Rätsel und Kulturgut verstehen. Weil wir selbst das Sehen jeden Tag neu erproben und neu lernen. Pause machen, die mediale Bilderflut anhalten –täglich Brot! Am Ende des Tages würden wir vermutlich einfach Karl Valentins Diktum ‚Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit‘ korrigieren:
Kunst macht viel Arbeit, ist aber schön!
Nicht zuletzt um den bislang genannten Theoriekrempel zu entkräften: in erster Linie schaffen wir etwas mit unseren Händen, fassen an, probieren aus, fangen Feuer erst beim Machen…
Würden wir um ein Manifest gebeten werden, würden wir dankend ablehnen…
Zweifellos wird das Fach Kunst am Copernicus-Gymnasium in Klasse 5-7 sowie in Klasse 9 zweistündig unterrichtet. Die 8. Klassenstufe ist das ‚kunstfreie‘ Jahr, in der 10. Klassenstufe wird BK einstündig unterrichtet. In der Kursstufe kann zwischen Musik und Kunst gewählt werden. Neben der zweistündigen Kunst-Variante wird auch ein vierstündiger Neigungskurs angeboten, in dem das Abitur abgelegt werden kann. Dieses teilt sich auf in eine fachpraktische Prüfung, die einige Wochen vor den Abiturtagen stattfindet, sowie in eine schriftliche Abiturprüfung.
Der Unterricht umfasst in allen Klassenstufen ein Spektrum, welches von der Förderung feinmotorischer Fähigkeiten über die Motivation zu Selbstausdruck und Selbstfindung bis hin zur Vermittlung eines weiten und offenen Kunstbegriffs reicht, der die traditionellen Gattungen sprengt und aktuelle Entwicklungen berücksichtigt. Obgleich insbesondere in der Kursstufe die Werkanalyse und –interpretation (auch in Klausurform) einen theoretischen Rahmen bietet, bleibt die praktische Aneignung und Anverwandlung von Techniken und Inhalten zentral. Uns steht das Cornelsen-Lehrwerk „Kunst entdecken“ zur Verfügung, in der Kursstufe ergänzt um den „Kunst-Duden“ des Duden-Verlags.
Das Pochen auf die Primärerfahrung von Kunstwerken dokumentiert sich in unseren Exkursionen: lohnenswert sind Besuche von Museen in Mannheim, Karlsruhe oder Frankfurt, der Dom in Speyer ist nicht weit… Auch halten wir an der Tradition der Paris-Fahrt fest, die in der Kursstufe zusammen mit dem Französisch-Kurs unternommen wird.
Kunst versteckt sich naturgemäß nicht in den Kunst-Sälen, sondern wird öffentlich: sei es in Form der Bühnenbild-AG, welche unsere Theaterlandschaft bunter macht; in Form der Teilnahme an Wettbewerben (‚Europäischer Wettbewerb‘, ‚jugend-creativ‘, ‚Schulkunst‘ usw.); in Form der Aushängung aktueller Schülerarbeiten; in Form der Pfeilerneugestaltung des Lichthofs. Mit letzterem Projekt besinnen wir uns seit 2012 ebenfalls auf eine alte Tradition, die es vorsieht, dass sich jeder Neigungskurs in Bau II verewigt.
Sehen Sie!