Abitur 2019 (3)
Wir gratulieren unseren 79 Abiturientinnen und Abiturienten,
ihren Eltern und Freundinnen/Freunden,
allen Lehrerinnen und Lehrern!
Impressionen des frühen Abends: Abiversal!
Sneak Preview
Rede des Jahrgangstsufenlehrers, Simon Wasner:
Liebe Abiturientinnen und Abiturienten, liebe Famile und Freunde, liebe Mitglieder unserer Schulgemeinschaft,
es gibt ein schönes Zitat von Karl Lagerfeld, das mir sofort in den Sinn kam, als ich begann, diese Rede zu schreiben: „Wer eine Jogginghose trägt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren.“
Nun, wenn dem wirklich so seien sollte, dann muss ich euch, liebe Abiturienten, allen attestieren, dass ihr in den letzten beiden Jahren die Kontrolle über euer Leben verloren habt. Es mag bei dem Anblick all dieser Anzüge mit Fliegen und Krawatten, all dieser Abendkleider und sorgsam ausgewählten Accessoires schwer zu glauben sein, aber die letzten beiden Jahre saht ihr dann doch dezent anders aus. Anzüge immerhin, das muss man euch lassen, waren vor allem bei den Herren durchaus beliebt, aber das waren halt Trainingsanzüge, und wir wissen alle, was Karl Lagerfeld dazu sagen würde. Es wäre sicherlich nichts Schmeichelhaftes. Immerhin, das muss man euch lassen, hattet ihr in schöner Regelmäßigkeit die neuesten und modischsten Trainingsanzüge, für deren stolzen Preis ihr im Schweiße eures Angesichts gearbeitet habt. Oder, um es mit dem angehenden Anwalt Efe Can M., in dieser Rede wie alle anderen Schüler zu seinem Schutz anonymisiert, zu sagen:
„Herr Wasner, es ist gar nicht so einfach, seinen Vater zu überzeugen, warum man den zehnten Trainingsanzug braucht. Aber da muss man einfach den passenden Moment abwarten und ihn so lange bearbeiten, bis er ihn bestellt.“
Von eurer Liebe zu legerer Kleidung ließet ihr euch durch nichts abbringen, nicht einmal durch den gestrengen Türsteher eines gewissen Biologiesaales, dessen kritischer Blick auch dem Berghain in Berlin genügen würde. Nie habt ihr euch aus der Ruhe bringen lassen und euren entspannten Look und eure entspannte Haltung beibehalten. Dass durch diese vielleicht manchmal zu entspannte Haltung auch so manch kuriose Situation zustande kam, wird wahrscheinlich niemanden hier ernsthaft überraschen. Exemplarisch möchte ich einen Dialog wiedergeben, der sich ereignete, als zwei Deutschkurse in pflichtschuldiger Vorbereitung auf das Abitur eine Faust-Vorführung im Badischen Staatstheater besuchten.
Auftretende Personen: Daniel H., Herr Wasner
Daniel H. setzt sich neben Herr Wasner, natürlich in Jogginghose und Baseballkappe.
Herr Wasner: Hallo Daniel.
Die Vorstellung beginnt.
Daniel H. nickt, packt ungerührt eine riesige McDonalds-Tüte aus und fängt genüsslich an, einen Burger zu essen.
Herr Wasner entsetzt: Daniel, das ist jetzt nicht dein Ernst, oder?
Daniel tiefenentspannt, kaut, hält Herrn Wasner den Burger hin: Oh, sorry. Wollen Sie auch mal beißen?
Es gäbe viele solche verrückten Anekdoten, aber nun sitzt ihr hier und seht auf einmal so seriös aus. Kein Wunder, denn jetzt, so sagt man gerne, beginnt der Ernst des Lebens.
Wirklich? Der Ernst des Lebens? Jetzt? Ich glaube, der Ernst des Lebens hat schon längst begonnen. Das Abitur hat euch vieles abverlangt, körperlich, geistig, seelisch, und deswegen seid ihr hier und heute zurecht stolz, dass ihr diese Herausforderung gemeistert habt. Und dennoch werden sich manche unter euch heute Abend fragen: Muss die eine Phase meines Lebens enden, damit die nächste beginnen kann? Ist die Jogginghose meiner Jugend endgültig Geschichte, weicht sie jetzt der Anzughose des Erwachsenenlebens? Oder lehne ich einfach die Anzughose ab, bleibe wie ich bin, weil ich nichts neues ausprobieren möchte?
Ich kann euch beruhigen: Ihr müsst in Zukunft weder auf die Jogginghose noch auf die Anzughose verzichten. Nicht erst, seit mancher und manche von euch sich durch die Quantenphysik quälen durften, wissen wir, dass zwei sich eigentlich ausschließende Zustände gerne auch einmal gemeinsam existieren können. Schon Faust wusste schließlich: „Zwei Seelen schlagen, Ach!, in meiner Brust“ und wenn wir eines von ihm gelernt haben, dann dass es nicht besonders ratsam ist, einer von beiden den Vorzug zu geben.
Viele von euch haben sich in der Kursstufe auf die eine oder andere Weise mit der Frage beschäftigt, ob ihr frei oder determiniert seid, frei in euren Entscheidungen oder gelenkt und somit fremdbestimmt. Es ist wahr, es gibt viele Zwänge in unserem Leben. Aber hier und heute seid ihr frei. Frei in der Entscheidung, in welche Richtung ihr euer Leben lenken wollt, was euch interessiert und was euch in Zukunft prägen soll.
Diese Entscheidung kann mitunter auch Angst machen. Entscheide ich mich richtig? Was ist, wenn ich mich falsch entscheide? Was ist überhaupt die richtige Entscheidung? Und wer möchte ich in Zukunft sein? Abendkleid oder Jogginghose?
Flo G. sagte einmal zu mir, man solle einfach „man selbst“ sein und ich möchte euch ermutigen, wenn ihr „ihr selbst“ bleiben wollt, beide Seelen in eurer Brust schlagen zu lassen. Die Lockerheit und Entspanntheit der Jogginghose, den Witz, die Kreativität und den Esprit der Jugend – und die Seriosität, die Ernsthaftigkeit und die Verbindlichkeit des Anzugs. Ihr werdet beides brauchen, in unterschiedlichen Situationen und zu unterschiedlichen Zeiten, oft genug auch beides gemeinsam – und mit ein wenig Mut bin ich mir sicher, dass ihr die richtigen Weichen im Leben stellen werdet. Und selbst wenn nicht – eine Weiche kann auch jederzeit wieder umgestellt werden. Lasst euch nicht entmutigen, wenn nicht alles auf Anhieb klappt. Und wenn Hermann Hesse recht hat, und nicht nur zwei, sondern tausend Seelen in eurer Brust schlagen, dann seid stolz auf die, die euch schon ausmachen und bleibt neugierig auf jene, die ihr noch entdecken werdet.
Aber– bitte – lauft ganz schnell weg, wenn ein wirr aussehender Mann euch ein kleines Tractat mit eurem Namen darauf anbietet oder ein Pudel euch in eure Studentenwohnung nachläuft. Wir wissen jetzt: Es wird dann ziemlich schnell ziemlich schräg.
Liebe Abiturientinnen und Abiturienten, als eurer Jahrgangsstufenlehrer wünsche ich euch von Herzen das Allerbeste und freue mich, wenn wir euch bald einmal wiedersehen. Was ihr jetzt, hier und heute erreicht habt, das kann euch niemand mehr wegnehmen, das ist das Fundament für alles, was noch kommen wird. Und auch wenn ich zu Helen M.‘s Ärger heute keinen Anzug trage, so möchte ich doch meinen imaginären Hut vor euch ziehen und euch sagen: Das habt ihr verdammt gut gemacht. Cok Güzel ya, läuft bei euch. Euch und uns allen einen wunderschönen Abend. Danke.
Golden Globes
Rede der Schülersprecherin, Hanna Bauni:
Liebe Abiturientinnen und Abiturienten,
Liebe Eltern, Familienangehörige und Freunde,
Liebe Schulleitung, liebe Lehrer,
Sehr geehrte Damen und Herren,
meine heutige Abschlussrede möchte ich mit einem Zitat beginnen:
„Wenn ein Beisammensein nicht fade schmecken soll, muss jeder es würzen, auch, wenn es ihn etwas kostet!“
Vor fast genau 8 Jahren saßen wir hier in einer ähnlichen Konstellation zur Einschulung der neuen Fünftklässler, damals begrüßte uns Herr Sonnentag. Ein neuer Abschnitt begann, für viele war es etwas ungewohntes, großes, so viele Schüler und Lehrer, neue Klassenkameraden, ein Neuanfang. Ich kann mich noch ganz gut daran erinnern, wie ich am ersten Schultag mit dem Bus zur Schule fuhr und nicht wusste, was alles auf mich zukommt. Die Schule wirkte im ersten Moment beängstigend und ich dachte „Wie finde ich mich hier jemals zurecht?“. So erging es wahrscheinlich oder hoffentlich auch dem Rest der heutigen Abiturienten.
Schnell fanden sich auch über die Klassen hinweg neue Freundschaften und es entstanden Klassengemeinschaften.
Die schwere Wahl zwischen Latein, Französisch, Spanisch oder NWT und Jahre gefüllt mit Mathe, Deutsch, Englisch und vielen weiteren Fächern standen vor uns. Einige Hürden waren zu überwinden, manche Arbeit wurde verhauen doch am letzten Schultag vor den Sommerferien war das meist wieder vergessen.
Im Laufe der Zeit kamen neue Mitschüler dazu und manche verliesen uns. Jeder fand den für sich richtigen Weg und unsere Schulzeit nahm ihren Lauf.
Gemeinsam erlebten wir viele schöne Dinge. Ob bei diversen Schulveranstaltungen wie der Lesenacht, beim Weihnachtsmarkt, den Klassenausflügen oder bei den Kursfesten in den letzten Wochen, es passierten immer lustige Dinge.
Nicht nur wir Schüler entwickelten uns weiter und veränderten uns als Person, auch der Schulleiter wechselte und Herr Müller hatte nun das Vergnügen mit uns. Wir wurden älter und reifer – die meisten von uns zumindest. Als wären zwei nicht schon genug, bekamen wir auch noch einen dritten Schulleiter vorgesetzt. Herr Uhde kannten viele schon als Lehrer, ob in den Bio-Märchenstunden in den jungen Jahren oder in der Oberstufe im Vierstünder Bio. Und falls doch nicht als Lehrer, war er aus Vier-Augen-Gesprächen bekannt.
Jeder hat seinen Teil zu unserer Geschichte beigetragen. In gewisser Weise lässt sich unsere Schullaufbahn auch mit einem 3 Gänge-Menü vergleichen.
Die ersten Jahre stellen die Vorspeise dar, hier bekamen wir einen kleinen Vorgeschmack auf das, was uns erwartete. Nämlich von allem etwas: wir lernten die Lehrer kennen, hatten viele lustige Stunden im Unterricht oder in leeren Klassenräumen in den Freistunden; wir fanden uns endlich im Schulgebäude zurecht und lernten mit schwierigen Situationen umzugehen, zum Beispiel mit einem schweren Klassenlehrer oder einer schlechten Arbeit.
Der Hauptgang erstreckte sich über die Hälfte unserer Schulzeit, für den einen etwas zäh, für den anderen gut gewürzt. Die Schülerschaft wuchs zusammen und wir lernten mit den Mitschülern und den Lehrern unseren Weg Seite an Seite zu gehen. Hier spielten auch die Familien und Freunde im Hintergrund eine große Rolle. Ich denke, es ist im Sinne aller Schüler, wenn ich mich bei den Familien und Freunden bedanke, aber auch bei den Lehrern, die Unterstützung oder auch Antrieb waren. Auf jeden Fall waren sie unsere Wegbegleiter und dafür ein herzliches Dankeschön!
Unsere letzten Jahre begannen und wir konnten nicht glauben, dass wir nun zu den Ältesten gehörten, früher sahen die immer so erwachsen aus – aber wir fühlten uns nicht so. Der Schulstress wurde mehr und die Lehrer versuchten alles in unsere Köpfe hineinzubekommen, denn schließlich waren es nur noch 2 Jahre bis zu den Abiturprüfungen. Wir könnten ja überhaupt nicht früh genug anfangen zu lernen, wurde uns ständig vor Augen gehalten. Klausuren über Klausuren, es hieß lernen, lernen, lernen und manch Lehrer verzweifelte an unserer Faulheit. Doch all ihre und unsere Bemühungen haben sich gelohnt wie wir heute sehen. Das Abi war vorbei und wir stellten fest, dass es nicht viel anders als eine Kursarbeit war, die Lehrer hatten uns eben doch gut vorbereitet. Wir haben das Abitur geschafft, auf welches wir 8 Jahre lang mehr oder weniger sehnsüchtig hingearbeitet haben.
Aber nochmal zurück zur Oberstufe – das Dessert unserer Schulzeit. Wohl die schönste und unvergesslichste Zeit am Cop-Gym und bittersüß im Nachgeschmack. Das fast schon freundschaftliche Verhältnis zu den Lehrern, die Studienfahrten und unzählige lustige Gespräche in den Unterrichtsstunden werden uns immer im Gedächtnis bleiben.
Wie ich in meinem Zitat am Anfang schon erwähnte, muss jeder etwas mitwürzen, auch wenn es ihn etwas kostete, damit unser Beisammensein nicht fad schmecken sollte. Mir persönlich bleibt das 3-Gänge Menü mit gutem, nein, mit perfektem Geschmack in Erinnerung. Wenn man am Anfang dachte, das Gericht wäre vielleicht etwas versalzen, kam am Ende durch die Hinzugabe neuer Zutaten doch ein 5 Sterne Gericht zustande.
Wir haben unser Kochbuch gemeinsam angefangen zu schreiben. Jeder muss dieses jetzt alleine, ohne Anleitung weiterschreiben und ausprobieren. Einige machen eine Ausbildung, gehen studieren, versuchen sich an einem FSJ oder nehmen sich erstmal eine Auszeit im Ausland. Jetzt fängt ein neuer Abschnitt und somit ein neues Gericht an. Die Vorspeise unseres zukünftigen Lebens ist wie eine Suppe, jeder brockt sie sich selber ein. Wenn alles gut läuft, geht’s es direkt zum Hauptgericht über, aber manch einer wird sich vielleicht ein paar Mal versuchen müssen, um auf den richtigen Geschmack zu kommen.
Aber genug übers Essen, ich bekomm langsam Hunger. Leonie und Isabel werden jetzt noch ein paar Danksagungen aussprechen.
Auch in diesem Jahrgang gab es einige engagierte Schüler in der SMV, ohne sie gäbe es weniger einfallsreiche Ideen und mehr ungeplante Veranstaltungen. Auch auf dem SMV-Seminar waren viele begeistert bei der Sache, wodurch das SMV Leben stets bereichert wurde.
An dieser Stelle möchten wir nun einige Namen nennen:
Vielen Dank an Florentina Geiger, die sich im Amt als Nikolaus sehr engagiert und somit den Schülern und Lehrern viel Freude bereitet hat.
Ela Rensch und Hannah Koch, die auch durch Improvisation in nicht vorhersehbaren Situationen ein erfolgreiches Völkerballturnier veranstaltet haben.
Auch Danken möchten wir Sara Yildirm für eine erlebnisreiche Lesenacht, und Lisa Weishäupel, die sich um das Volleyballturnier kümmerte und stets die Finanzen im Blick hatte.
Danke an Franziska Schmitt und Lilien Müller, die das Amt der Presse innehatten.
Auch an alle, die stets im Hintergrund dabei waren und dafür gesorgt haben, dass alles reibungslos abgelaufen ist, ein herzliches Dankeschön.
Zum Schluss möchten wir uns noch bei unserem Schulleiter, Herrn Uhde bedanken, mit dem uns die Zusammenarbeit sehr gefallen hat.
Der heutige Abend sollte auch dafür genutzt werden, unseren zwei tollen Verbindungslehrern Frau Geißler und Herrn Wimmer Aufmerksamkeit zu schenken. Sie waren immer da wenn man sie gebraucht hat auch in Angelegenheiten die nichts mit der SMV zu tun hatten.
Unserer Meinung nach sind sie ein super Team und wir hoffen, dass auch die zukünftige Schülerschaft von der tollen Zusammenarbeit und Unterstützung zwischen Lehrer und Schülern durch ihre Arbeit profitiert.
Die Schülerschaft wünscht euch allen, liebe Abiturientinnen und Abiturienten, alles Gute für euren weiteren Lebensweg. Werdet glücklich und erfolgreich, behaltet eure freundliche Art bei und vergesst das Cop-Gym nicht. Wir würden uns freuen euch mal bei dem ein oder anderen Schulfest zu sehen und zu erfahren, was ihr in der Zwischenzeit alles erreicht habt.
Jetzt nochmal zurück zu Hanna, die noch ein paar abschließende Worte sagen möchte.
Ich persönlich wünsche uns allen viel Erfolg und Glück. Mögen wir auch in vielen Jahren noch voneinander hören und uns gerne an die Zeit hier zurückerinnern.
Mit einem Zitat von Eleanore Roosevelt möchte ich meine Rede beenden. „Die Zukunft gehört denen, die an die Wahrhaftigkeit ihrer Träume glauben.“
Ich hoffe, ihr verfolgt alle eure Träume und lasst sie wahr werden. Ich wünsche Ihnen und euch allen einen unvergesslichen Abend.
Vielen Dank!
Oscars
Die Rede der Scheffelpreisträgerin des Jahres 2019, Lea Degen:
“Ich habe keine besondere Begabung, sondern bin nur leidenschaftlich neugierig.”
Das war Albert Einsteins Auffassung der Dinge, als er die moderne Physik für immer prägte.
“Ich bin nicht Einstein”.
Das ist womöglich eure Auffassung der Dinge, sobald ihr diesen Satz gehört habt.
Warum starte ich meine Rede mit solch einem Zitat? Fehlt nicht noch die ganze “12 Jahre sind vergangen, Mathe war hart, wir haben es geschafft”-Thematik? Vielleicht.
Doch die Vergangenheit ist ziemlich offensichtlich – nun sitzen wir hier. Abitur in der Hand, bereit aufzubrechen und den Abend zu feiern. Und keine Sorge, davon sind wir nur noch wenige Minuten entfernt.
Versprochen.
Was mir wichtiger ist, als die Vergangenheit – die durchaus ihren Wert hat – zu reflektieren, ist ein Element zu thematisieren, was sich auf die Zukunft aller Menschen in diesem Saal auswirken wird. Von welchem unsere Geschichten, unsere Höhen und Tiefen und der Umgang mit diesen abhängen: Dieses Element ist Neugier.
Einstein wurde nicht formelschreibend geboren. Er war ein mittelmäßiger Schulabbrecher und wurde von Etlichen abgelehnt bevor er etwas ansatzweise Beeindruckendes erreichte. Natürlich war er schlau, natürlich war er begabt, doch… das trifft auf viele von uns zu. Wir alle kommen auf die Welt und entdecken im Kindesalter etwas, was uns interessiert, was uns Freude bereitet, auf dessen Fortsetzung wir uns freuen, wenn wir abends schlafen gehen. In meinem Fall war das, zu lesen und zu schreiben.
Wer hätte es gedacht?
Doch es kommt ein Zeitpunkt, an dem unsere ehemaligen Interessen immer weiter in den Hintergrund rücken. 10 Stunden in einem Schulgebäude und 7 Fächer später und was am Abend übrig bleibt ist die bloße Energie, die Fernbedienung zu betätigen und abzuschalten. Wir werden älter, unser Fokus verlagert sich auf andere Dinge. Manche entwickeln neue Interessen, während andere – scheinbar auf Autopilot – durch den Alltag navigieren. Und so geht es weiter, Jahr ein, Jahr aus. Wir “lernen” zwar laut Papier, jedoch sieht die Realität anders aus. Nun stehen wir auf, weil es Routine ist, weil wir Arbeiten schreiben, weil wir ein Projekt abgeben müssen.
Doch das ist nun vorbei.
Vorerst.
Für diejenigen von uns, die vorhaben zu studieren, wird sich das Spiel noch einige Male wiederholen. Diesmal jedoch hoffentlich mit Inhalt, der uns fasziniert und Freude bereitet, weiterzumachen.
Was ich in meiner heutigen Rede zum Ausdruck bringen will ist die Relevanz unserer Neugier.
Sie ist alles, wenn wir uns von ihr leiten lassen, wenn wir sie als Katalysator von Innovation, Kreativität und Selbstverwirklichung benutzen.
Sie ist nichts, wenn wir sie ein Leben lang hin und wieder verspüren, jedoch im nächsten Moment in die Routine zurückfallen und nie auf ihrer Basis zu handeln gedenken.
Denn Neugier ist nichts ohne Durchführung. Sieht man ihren Wert und hat den Mut, zu agieren und früher oder später auf dem Weg auch mal zu scheitern, jedoch trotz dessen weiterzumachen, so ist man auf dem Weg, Originelles zu schaffen.
Sei es literarisch, wissenschaftlich, kulinarisch, wirtschaftlich oder artistisch-unsere Neugier und daraus resultierende Kreativität hat ein unterschiedliches Ventil für uns alle.
Wir handeln stets nach einem Muster, der Routine. Falls Ihr euch wünscht, etwas anzufangen, was hin und wieder eine Art von Neugier in euch auslöst, es jedoch in der Vergangenheit bereits etliche Male aufgeschoben habt, so ist es wahrscheinlich, dass dieses Muster fortfahren wird. Natürlich ist es einfacher, die iPhone Erinnerung an den neuen Vorsatz zu ignorieren und stattdessen 3 Stunden lang durch Instagram zu scrollen-doch Stunden werden zu Tagen, Tage werden zu Wochen, Wochen zu Monaten – und letztendlich resultieren unsere alltäglichen Gewohnheiten in uns als Personen und in unserem Leben.
Wir sind nie zu alt um dazuzulernen. Mit Lernen meine ich nicht das Verinnerlichen von Fakten, sondern das Verstehen von Konzepten und Prinzipien, welche unsere Welt prägen. Neugier und all das, was sie beinhaltet befristet sich nicht auf Semester, hat keine Deadline.
Daher sollten wir alle das nächste Mal, wenn wir einen Impuls dieses großartigem Drang nach Neuem verspüren, danach streben zu handeln statt ihn in der Wucht des Alltags zu begraben. Zeit findet sich immer für die Dinge, die man will. Besonders alle, die das nächste Jahr ungeschrieben beginnen sollten etwas Ungewohntes wagen-schließlich ist der gesunde Menschenverstand zum Teil nur eine Anhäufung von Vorurteilen, die man bis zum 18. Lebensjahr erworben hat. Auf dem Weg werden wir noch oft unsere Meinungen ändern, unser Weltbild ist ein Werk unter ständiger Konstruktion. Wir sollten es mit Offenheit behandeln, denn falsch zu liegen gleicht dem Erkennen eines Makels und der Chance, es durch einige Pinselstriche zu korrigieren – die Schlausten wissen, dass sie nichts wissen. Ich könnte noch einige Zeit hier oben stehen und motivierende Aspekte unserer Neugier aufgreifen, doch natürlich ist Reden nicht Alles. Letztendlich wird jeder seinen eigenen Weg gehen – ich kann nur hoffen, dass Neugier den ein oder anderen Pfad – sogar die ein oder andere Hürde motivieren wird. Ich bin gespannt, wohin mich meine Neugier leiten wird.
Nun aber ans Werk – denn wie Einstein verstand: “Persönlichkeiten werden nicht durch schöne Reden geformt, sondern durch Arbeit und eigene Leistung.”
Vielen Dank.
Outtakes
Der Jahrgang im Filter